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AutorenbildJens Alsleben Stark im Sturm

Die Kraft der Provokation

Aktualisiert: 13. Nov.

Gustav saß auf der Fensterbank und beobachtete Anna, die gedankenverloren aus dem Fenster blickte. „Du wirkst heute besonders nachdenklich, Anna. Was beschäftigt dich?“ fragte er schließlich.


Anna drehte sich zu ihm um. „Es geht um ein Teammitglied. Ich sehe Potenzial, aber auch ein Verhalten, das diesem Potenzial im Weg steht. Ich überlege, ob und wie ich das ansprechen soll.“


Gustav schnurrte leise. „Ah, eine Herausforderung. Du möchtest jemanden provozieren, um zu wachsen, richtig?“


Anna nickte. „Ja, aber es ist kompliziert. Niemand hört gerne, dass er oder sie etwas falsch macht, vor allem nicht, wenn es eine tief verwurzelte Überzeugung oder ein festes Verhalten betrifft.“


„Das stimmt“, sagte Gustav. „Provokation ist immer riskant. Die Person könnte sich angegriffen fühlen, sich zurückziehen oder sogar wütend werden.“


„Genau“, erwiderte Anna. „Ich will nicht die Beziehung gefährden. Aber ich weiß, dass ich diese Herausforderung ansprechen muss, wenn ich der Person helfen will, zu wachsen.“


Gustav neigte den Kopf nachdenklich. „Es gibt eine Möglichkeit, die Provokation weniger bedrohlich zu machen. Es geht darum, wie du die Botschaft verpackst. Setz den Rahmen so, dass dein Gegenüber versteht, warum du das ansprichst – aus Respekt und Sorge um ihre Entwicklung.“


Anna lächelte. „Du meinst, ich könnte so etwas sagen wie: ‚Ich schätze dich sehr und möchte etwas mit dir teilen, weil ich glaube, dass es dir helfen wird.‘?“


Gustav schnurrte zustimmend. „Genau. Wenn du die Person wissen lässt, dass deine Intention positiv ist, wird sie eher bereit sein, die Kritik anzunehmen. Du zeigst, dass es dir um ihr Wachstum geht, nicht darum, sie zu kritisieren.“


„Und was, wenn sie trotzdem nicht offen dafür ist?“ fragte Anna.


„Nun“, begann Gustav, „du kannst auch deine Überzeugung abschwächen, ohne die Botschaft selbst zu verwässern. Sag etwas wie: ‚Vielleicht liege ich falsch, aber…‘ oder ‚Das ist nur meine Beobachtung, aber…‘. So ermöglichst du es der Person, ohne Druck darauf zu reagieren. Sie fühlt sich nicht in die Ecke gedrängt.“


Anna nickte langsam. „Das klingt nach einer guten Strategie. Ich will der Person ja helfen, und das geht am besten, wenn ich den richtigen Ton treffe.“


Gustav lächelte. „Es ist eine Frage des Respekts und der Sensibilität. Gute Führungskräfte wissen, wann sie eine provokative Herausforderung ansprechen müssen, und sie tun es, ohne die Beziehung zu gefährden. Es geht nicht darum, jemanden mit der Wahrheit zu überrollen, sondern darum, die Wahrheit behutsam zu enthüllen.“


Anna lehnte sich zurück und atmete tief durch. „Ich denke, ich weiß jetzt, wie ich das Gespräch angehen werde. Ich werde ehrlich sein, aber auch behutsam. Die Beziehung ist genauso wichtig wie die Botschaft.“


„Das ist weise, Anna“, sagte Gustav zufrieden. „Denn eine gut platzierte Provokation kann manchmal der entscheidende Schritt sein, um jemandem zu helfen, sein volles Potenzial zu entfalten.“


Mit einem neuen Plan im Kopf machte sich Anna daran, das bevorstehende Gespräch vorzubereiten – respektvoll, ehrlich und mit Bedacht.


 

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