Muster und Möglichkeiten

Gustav lag ausgestreckt auf dem Schreibtisch, während Anna auf und ab ging, ihre Stirn in Falten gelegt. „Ich verstehe nicht, warum Tom immer wieder denselben Fehler macht“, sagte sie, ihre Stimme angespannt. „Er wiederholt das jedes Mal!“

Gustav blinzelte träge und setzte sich auf. „Jedes Mal, sagst du?“ fragte er ruhig.

„Ja! Er bringt seine Berichte immer zu spät ein, und es kostet mich jedes Mal Nerven“, platzte Anna heraus.

Gustav betrachtete sie geduldig. „Immer? Oder oft?“

Anna hielt inne, nachdenklich. „Okay, vielleicht nicht immer. Aber es fühlt sich so an.“

„Das ist das Problem mit solchen Wörtern“, erklärte Gustav sanft. „Wenn du Tom sagst, dass er ‚immer‘ zu spät ist, wird er sich angegriffen fühlen. Es ist, als würdest du ihn in eine Ecke drängen, aus der er nur schwer herauskommt.“

„Aber es ist doch wahr, oder?“ entgegnete Anna. „Er ist ständig spät dran!“

Gustav nickte bedächtig. „Muster zu sehen ist eine gute Sache. Aber wie du es ansprichst, kann den Unterschied machen. Wenn du sagst, ‚Du bist oft spät dran‘ oder ‚Mir ist aufgefallen, dass du in den letzten Monaten mehrmals zu spät warst‘, gibst du ihm Raum, sich zu erklären oder zu verbessern. Du verhinderst, dass er in die Defensive geht.“

Anna ließ sich in ihren Stuhl fallen. „Ich verstehe, was du meinst. ‚Immer‘ und ‚Nie‘ lassen keinen Platz für eine sinnvolle Diskussion.“

Gustav schnurrte zustimmend. „Genau. Sag ihm lieber, was du dir von ihm wünschst. ‚Ich würde es begrüßen, wenn du deine Berichte pünktlich einreichst.‘ Das lenkt die Aufmerksamkeit auf das Verhalten, das du ändern möchtest, ohne ihn anzugreifen.“

Anna nickte langsam. „Also, weniger Fokus auf das Muster und mehr darauf, wie er es besser machen kann.“

„Richtig“, sagte Gustav. „Führungsstärke zeigt sich nicht nur darin, Muster zu erkennen, sondern darin, wie du sie ansprichst. Es geht nicht darum, zu beweisen, dass du recht hast, sondern darum, eine Lösung zu finden, die für alle funktioniert.“

Mit einem Lächeln lehnte sich Anna zurück. „Danke, Gustav. Du hast recht. Ich werde es das nächste Mal anders angehen.“

Gustav schnurrte zufrieden. „Muster können gebrochen werden, wenn man die richtigen Worte wählt.“